Freitag, 27. Februar 2009

Von keativer Werbung bis hin zu Tischerkickerlegenden

Allahu akbar (Allah ist gross)! Dieser Ausspruch kommt hier ca. alle 3-4 Stunden aus einer der zahlreichen Moscheen. Aber nicht nur aus diesen, sondern egal wo man sich befindet, Angst haben die Gebetszeit zu verpassen, braucht man keine zu haben. Denn selbst am Flughafen und in den Malls wird man durch den ca. einminuetigen Gesang (auf maximale Lautstaerke aus einem der Lautsprecher) daran erinnert. Dann werden erst einmal eine halbe Stunde alle Geschaefte geschlossen (falls man sich gerade mal nicht entscheiden kann, so kann man sich wahlweise auch einschliessen lassen...). Erst dann geht das geschaeftige Treiben weiter (unvorteilhaft, falls man gerade in der Gebetszeit Hunger haben sollte..).


Apropos Malls: Diese sind so ziemlich die einzige Ausgeh-/"Partymoeglichkeit" hier. Und so kommt es, dass am Wochenende - also Mittwochs- und Donnerstagabends - alle Einwohner Jeddahs mitsamt ihren Familien in die Malls stroemen. Vorgestern Abend hatte ich mein erstes "Mallwochenenderlebnis". Es ist schon etwas befremdlich, wenn man ein Gebaeude betritt und ca. 10.000 schwarz vermummte Gestalten herumlaufen sieht und darueber hinaus noch Angst haben muss, versehentlich mal einer Frau ins Gesicht zu schauen um dann eine empfindliche Strafe zu kassieren. Falls ihr wissen wollt, wie extrem die Saudis in Sachen Gesicht verhuellen sind, dann sei euch folgendes Foto gezeigt (im Orginal wohl ein Deutsches - dann der Schleier mit Paint Brush hinzugefuegt...Benny, guter Vorschlag fuer die naechste Werbung der Vierjahreszeiten Apotheke uebrigens..):
Ansonsten erholen wir uns von den Arbeitstagen hier entweder an der Poollandschaft oder am Strand (an denen den Saudis uebrigens mal gezeigt wurde, wie Beachsoccer gespielt wird...Nichts desto trotz bin ich nun stolzer Besitzer eines Saudi arabischen Nationaltrikots :-)
Ganz wichtig noch, die aktuelle Tabelle der saudi arabischen Tischkickerliga:
1. FSV Mayer 1905
2. TSG Hieronimus 1899
3. TSV Abraha 1860
4. 1. FC CMK
Zwangsabstieg: SV Schultheis 09
Die Noten vom letzten Spieltag:
Abraha - 2: Hatte nach der Winterpause noch mit Uebergewicht zu kaempfen, ist jetzt aber wieder in Form und spielte nun lange Zeit ueber seinem Niveau. War mit verantwortlich fuer das 16-14 seines Teams.
CMK - 4: Von "hat sein Geld nicht verdient" bis "Weltklasse" war alles dabei. Insgesamt trotz Tischkickervergangenheit in neuen Gefilden noch zu unkonstant.
Hieronismus - 2: Fuegte sich gut in die Liga ein. Hinten eine Wand und ruhiger Spielaufbau. Vorne noch Potential nach oben.
Schultheis - 4: Der "Aggresive Leader" hatte nicht seinen besten Tag erwischt, war jedoch redlich bemueht.
Mayer - 3: Auch ihm gelang weiss Gott (oder Allah) nicht alles. Haute dem Gegner jedoch ab und an eine "Strich" von hinten in den Kasten.
Es bleibt noch zu erwaehnen:
  • der Tauchkurs hat gestartet und naechste Woche gehts schon ab ins Meer :-) Beim naechsten Blog gibts genauere Infos dazu..
  • wenn es gut laeuft habe ich hier auch jemanden mit dem ich ein bisschen Tennis zocken kann. Ganz wichtig, auch wenn bei mir nicht das 20.000 Euro Match ansteht :-)
  • fuer alle, die es noch nicht kennen: http://www.lastfm.com/ Ganz praktisch, wenn gerade kein ipod oder sonstiges in der Naehe ist..

Wir sehen uns dann beim naechsten Blog, insh'allah. Gruesse aus Jeddah, aus der Stadt, die einen nicht ganz unberuehmten Sohn hervorgebracht hat..Tipp: Man wuerde ihn wohl nicht aus dem netten Nachbarn von nebenan bezeichnen..Wer weiss es??

Oli von Arabien

Montag, 23. Februar 2009

Freilebende Affen, grossartige Outfits und voellig gestoerte Autofahrer

as-salamu alaykum (ja, so wirds geschrieben, auch wenn ihr es nicht glaubt..), da bin ich wieder mit interessanten, bildenden und kurzweiligen Geschichten aus Saudi Arabien! Heute erfahrt ihr mehr ueber folgende Themen:
  • Autofahren: Wie man es nicht machen sollte..
  • Klimaanlagen: Kann man bei 30 Grad Aussentemparatur in einem Gebaeude erfrieren?
  • Getraenke: Vor- und Nachteile einer alkoholfreien Gesellschaft
  • Freilebende Affen: Ein uebernatuerliches Phaenomen

Nachdem ich mich an den ersten beiden Tagen ja ohne weitere Zwischenfaelle problemlos hier eingelebt habe (falls ihr einenBlick darauf werfen wollt wie und wo ich wohne: http://www.sharbatlyvillage.com/), sind wir am Mittwochabend einmal in die Altstadt von Jeddah gefahren. Solltet ihr einmal nach Saudi Arabien kommen, so sei euch geraten, auf keinen Fall ein Auto selbst zu lenken. Wenn ihr denkt, dass Italiener ruecksichtlos fahren, dann multipliziert diese imaginaere Gefahrenstufe, die aus diesem Stil hervorgeht mit 7,34 und ihr habt die Gefaehrlichkeits- und Aggresionsstufe der hiesigen Autofahrkunst verstanden. Selten habe ich in einem Land erlebt, dass man von der 3. Spur links ploetzlich am gesamten Verkehr vorbei eine Rechtskurve faehrt. Naja, jedenfalls sind wir doch noch angekommen und haben uns - wo wir gleich beim einzigen Vorteil der alkoholfreien Gesellschaft sind - einen der unfassbar guten und billigen Saefte in allen moeglichen tropischen Fruchtkombinationen gekauft. Dann erst kam der wichtigste Punkt auf dem Programm. Der Kauf eines Gewands, wie sie hier jeder arabische Hengst (unfassbares Wortspiel, oder?) traegt..Schnaeppchen fuer 20 Euro (heisser Tipp uebrigens: Beim Kaufen die Anwendung von Ironie unterlassen, kann sich negativ auf den Kaufpreis auswirken..). Beweisfoto hier:
Am Donnerstag (hier also quasi Samstag, da hier Donnerstag und Freitag frei sind), sind wir alle zusammen nach Taif, einer Stadt im inneren des Landes, gefahren. Dort ein absolutes Highlight: Freiiiiiileeeeeeebeeeeeendeeee Affeeeeeeen! (Insider, ein gewisser Mathias weiss Bescheid..). Grandios bei den Affen aber auch der Ausblick ueber das dortige Gebirge..Dann noch schnell den Pauschaltoursimus in Saudi Arabien eingefuehrt durch ein Bild mit Saudi Flagge, lokalem Fussballclub-Schaal und neuen Freunden und schon konnte wieder die Heimfahrt angetreten werden.






Vielleicht noch ein Wort zu den Klimaanlagen: Draussen ist es angenehme 30 Grad und diese verrueckten Araber (Tennis Koriphaee Babak Momeni sei hier zitiert: "Saaa maaaa spiiiieeenst duuu, waaas wiiiest du bei die verrueckte Aaaaaraaaabeeeer?") haben nichts besseres zu tun als die Klimaanlagen auf 20 Grad zu stellen. Das klingt jetzt vielleicht gar nicht so kalt, ist aber mit der gefuehlten Temperatur auf dem Tux Tux Hintertuxer Gletscher zu vergleichen..Poldi wuerde sagen: "Vollidioten, eeeyyy!"

So, das wars auch schon wieder fuer den Moment. Schoene Fastnachtszeit an alle und so. Ich habe hier auch ganz viel Spass mit 0,0000% igem Bier (schmeckt wie Malzbier, nur schlechter)..Aber ich weiss ja, dass ihr waehrend Fastnacht auch nicht so viel trinkt..Hier uebrigens noch ein Foto der Fraport Crew hier unten. Ihr kennt sie vielleicht auch aus "Making the Band"...Von links nach rechts: Mr. Kai (so jung und schon so erfolgreich), Lobo (L to the Obo), Chris (Wie war das noch mal genau "Tischkickerkiller"? Laecherlich..), Matze ("Freiiiileeeeebende Affeeeeeen! Waaaaahnsinn!"), Adiam "a prayer" (bekannt aus dem Buch "Mein Weg - Vom Trainee zum VV")


Ma a s-salama (Tschuess und Auf Wiedersehen!)

P.S.: Ich mach hier einen Tauchkurs, Mittwoch gehts los und wenn alles hinhaut bin ich schon naechste Woche im offenen Meer tauchen. Heute haben wir schon eine vielversprechende Lern CD von unserer Tauchlehrerin bekommen: "Open Water" Gutes Omen kann man da nur sagen..


Freitag, 20. Februar 2009

Die unprofitabelste Airline der Welt, ein perfekter Einstand und der Mann mit dem Bohrer

So, hier also die ersten Erlebnisse aus Saudi Arabien. Bald folgen noch weitere lustige Ereignisse meiner ersten Tage. Erlebt sind sie schon, sie muesen jetzt lediglich noch runtergeschrieben werden..Jetzt aber erst einmal die ersten 1-2 Tage..

Gäbe es einen Preis für die unprofitabelste Airline der Welt, dann würde eine namentlich an dieser Stelle nicht genannte Airline :-) diesen wohl mit großem Abstand gewinnen. Schließlich war der nächste Passagier der ca. 30 Passagiere auf meinem Flug in einem Grossraumflieger nach Jeddah von meinem Platz aus nur vage auszumachen und lediglich per geschätztem 12-minütigen Fußmarsch zu erreichen. Vielleicht solltest du da mal deine studentische Unternehmensberatung (Schrägstrich „Sekte“, Schrägstrich „Schlagende Verbindung“) vorbeischicken, Alex, so ganz optimal scheint das naemlich nicht zu funktionieren...:-) Naechster Abschnitt wurde aus Zensurtechnischen Gruenden entfernt..


So, soweit so gut..Jetzt wird die ganze Geschichte allerdings etwas erheiternd (zumindest für den neutralen Betrachter). Noch mit einem freundlichen „Herzlich Willkommen in Saudi-Arabien“ vom Grenzbeamten begrüßt, wartete ich leider eine halbe Stunde vergeblich am Gepäckband auf meinen Koffer. Die Kofferhandlingsgesellschaft interessierte sich dafür aber in ähnlichem Maße wie diverse Vergleichsunternehmen in Südafrika (ein Name sei an dieser Stelle nicht genannt). Halb so schlimm dachte ich mir und ging nach draußen, wo mich mein indischer Fahrer Mahmoud erwartete. Endlich in der Apartmentanlage um 6 Uhr morgens angekommen, wollte ich eigentlich ganz gern ins Bett gehen. Die Problematik war jedoch, dass mein Schlüssel beim Hineinstecken ins Schloss abbrach – unlücklich, besonders um die Uhrzeit. Denn so musste ich meinen Mitbewohner aus dem Bett klingeln, der mir dann nach 15 Minuten lediglich in Boxer-Shorts bekleidet, die Tür öffnete.

Am nächsten Tag wurde ich (für mein bisher abgeleistetes Schlafpensum) früh von meinem Traineekollegen Adiam aus dem Bett geklingelt. Da mein Gepäck ja nicht mitgekommen war verbrachten wir die eine oder andere Stunde in einer der zahlreichen und zugleich riesigen Malls von Jeddah, in denen ich mir ein paar Hemden für die Arbeit am Flughafen besorgte. Als wir spätabends aus der Stadt zurückkehrten merkte ich, dass ich den Schlüssel meines Zimmers, das ich abgeschlossen hatte da ich ja keinen Wohnungsschlüssel hatte, verloren hatte. Kann passieren.. Also, „Maintenance“ angerufen, die auch sogleich mit Schlagbohrer und Co. anrückten. Der zwischenzeitlich doch recht verzweifelnd ausschauende „Bohrmann“ bekam nach einer geschlagenen Stunde (mit zugegebenermaßen ziemlich skurrilen Methoden) die Tür auf. So wie sie dann aussah, hätte man sie eigentlich auch genauso gut eintreten können..


Das wars erst einmal von meinen ersten Eindrücken. Ich könnte euch noch weitere Geschichten aus dem Kuriositätenkabarett erzählen, von Geschäften, die mehrmals am Tag zu Gebetszeiten schließen, von Verkäufern, die beim Rückgeld geben 150 minus 137 in den Taschenrechner eingeben und vielem mehr, doch dazu dann ein ander Mal! Bis bald!

Oli

P.S.: Vogel, Simon: Hier kann man sich Anzüge für 150 Euro maßschneidern lassen. Ein Traum, oder? Gut, dass ich mir vor ein paar Tagen noch einen gekauft habe, für den ich hier 3 bekommen hätte..